Der Bundesvorsitzende der CDU-Senioren-Union (SU), Otto Wulff, hat sich besorgt über die soziale Situation vor allem von älteren Künstlern in Deutschland geäußert und vor einer - so wörtlich - "kulturellen Verödung" gewarnt.
In einer heute in Berlin veröffentlichten Erklärung wies der CDU-Politiker darauf hin, dass immer mehr freischaffende Künstler "am Rande der Armutsgrenze oder darunter leben." So betrage der Durchschnittsverdienst der 170 000 Versicherten in der Künstlersozialkasse "kaum mehr als 13 000 Euro im Jahr." Die Altersrenten von Künstlern seien "vielfach unterhalb der Armutsgrenze". Dies sei nur "die Spitze eines Eisberges", weil viele der insgesamt 320 000 freien Künstler in Deutschland überhaupt nicht versichert seien.
Wulff weiter wörtlich: "Kultur wird zunehmend zu einer brotlosen Kunst. Es ist ein Armutszeugnis im Land der Dichter und Denker, dass viele Opernsänger, Orchestermusiker, Schauspieler, Autoren, Bildhauer und Maler ohne Nebenjob oder Zweiteinkommen des Lebenspartners nicht existieren können oder sogar auf Hartz IV angewiesen sind." Die Figur des armen Dachstuben-Poeten von Carl Spitzweg sei "heute der prekäre Ich-Unternehmer in der Kulturbranche, die wie kaum eine andere von Altersarmut betroffen ist."
Viele Kultureinrichtungen stünden zudem vor dem Aus oder seien mittelbar von Schließung bedroht, "nicht nur wegen der Sparzwänge in den Kommunen", erklärte der SU-Chef. Generell fehle es vielerorts an einem interessierten und zahlenden Publikum. Wulff fordert deshalb: "Kultur muss in unserer Gesellschaft wieder einen höheren Stellenwert bekommen. Theater und Oper brauchen nicht nur staatliche Zuschüsse - kulturelle Einrichtungen leben vor allem auch von Eintrittsgeldern."
Der SU-Chef sprach sich deshalb dafür aus, dass regelmäßige Theater- und Opernbesuche zum Pflichtprogramm des Schulunterrichts gehören sollten, um auch junge Menschen "wieder für unser großes kulturelles Erbe zu begeistern." Wulff: "Ich habe überhaupt nichts gegen Rockkonzerte. Aber Kultur hat in Deutschland mehr zu bieten."
In diesem Zusammenhang appellierte der Chef der mit 57 000 Mitgliedern zweitgrößten CDU-Bundesvereinigung an die Fernsehsender - vor allem an die öffentlich-rechtlichen Anstalten -, junge Künstler stärker zu fördern. "Ich wünschte mir mehr junge, unverbrauchte Gesichter im Fernsehen, das gilt insbesondere für so manche Talkrunden", betonte der SU-Chef. In einigen dieser Formate herrsche inzwischen sowohl auf der Seite der Moderatoren wie auch auf Seiten der Gäste ein "Kartell der Langeweile mit den ewig selben Gesichtern", meinte Wulff, ohne Namen zu nennen.
Berlin, 14.01.2014
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