Prof. Otto Wulff: "70 Prozent aller Krebstherapien können anderen Krebs verursachen"

20.02.2013
vorlesen

Chef der Senioren-Union bringt Medikamenten-Pass ins Gespräch

"Alarmierende Entwicklung bei Schmerzmitteln"

Der Vorsitzende der Senioren-Union, Prof. Otto Wulff (CDU), hat für alle Krankenversicherten die Einführung eines elektronisch lesbaren Medikamenten-Passes angeregt. In einer heute in Berlin veröffentlichten Erklärung bezog sich der Chef der mit rund 56.000 Mitgliedern zweitgrößten CDU-Bundesvereinigung auf eine Versichertenstichprobe der AOK Hessen, derzufolge es eine erhebliche Fehl- und Unterversorgung vor allem mit morphinartigen Schmerzmitteln gebe. In mehr als zwei Drittel der überprüften Fälle habe es sich demnach nicht um Tumorpatienten gehandelt, wohingegen fast jeder zweite Krebskranke in seinem letzten Lebensjahr gar keine Opioide erhalten habe.

Der CDU-Politiker sprach von einer "alarmierenden Entwicklung", da die umstrittene längerfristige Behandlung von nicht tumorbedingten Schmerzen mit Opioiden häufig eine immer höhere Dosierung nach sich ziehe. Damit steige die Gefahr nicht nur einer Überdosierung sondern auch des Suchtpotentials.

Wulff wies außerdem auf ihm bekannte Zahlen hin, nach denen 70 Prozent der eingesetzten Therapieformen in der Krebsbehandlung innerhalb von zehn Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit eine andere Tumorerkrankung verursachen könnten.

Der Chef der Senioren-Union: "Vor diesem Hintergrund halte ich es für sinnvoll, wenn alle am Gesundheitswesen beteiligten Seiten ergebnisoffen darüber nachdenken, wie der Einsatz von Medikamenten und Bestrahlungen zum Wohle der Patienten, aber auch im Interesse der Beitragszahler, möglichst effektiv gesteuert werden kann. Anonym müsste über eine Zentralkartei registriert werden, welche Chemotherapie oder Bestrahlung in welcher Quantität, in welchem Alter, in welchem körperlichen Zustand, über welche Zeit und bei welchem Geschlecht verabreicht wurde, um zu klären, ob und in welchem Ausmaß eine neue andersartige Krebserkrankung entstehen und durch eine andere Behandlungsmethode verhindert werden kann."

Berlin, 20.02.2013